In früherer Zeit bildete Astenet eine eigene Gemeinschaft. In der Verwaltung war sie durch 2 Bürgermeister vertreten, hatte jedoch eigenes Gemeindegut und Einnehmer. Zur Zeit seiner Eingliederung in der Gemeinde Walhorn unter französischer Herrschaft hatte Astenet 40 Häuser und etwa 160 Einwohner. Nach ältesten Ortsbezeichnungen zu urteilen dürfte der Name römischen Ursprungs sein. Astenet war eine umfangreiche Domäne. Die Namen der Brüder Jonathus und Winand von Astenoid findet man bereits in einer Urkunde vom 25.04.1266. Mit Hermann von Astenet starb die männliche Linie im 15. Jahrhundert aus. Astenet wurde nun in drei große Lehngüter aufgeteilt: Schloß Thor, das Panhaus und der Mützhof.
Im Jahre 1626 ließ Reiner Reul das ursprüngliche Schloß von Astenet, das wahrscheinlich unbewohnbar geworden war, umbauen. Seitdem wurde es „Reulenhaus“ genannt. Es bestand aus einem massiven Mittelbau flankiert von 4 Türmen und stand inmitten des Weihers von Schloß Thor. Das Gebäude stürzte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Die Trümmer dienten im Jahre 1776 zum Aufbau des Wohnhauses des Gutshofes, das seinen Namen Reulenhaus behalten hat.
(A.d.R. - Heute Eigentum von unserem verstorbenen Schützenbruder Emil Hoen).
Im Jahre 1698 kaufte der auf dem Mützhof wohnende Johann Heyendal die alte Brauerei der Domäne mit 12 Morgen Land. Er ließ sie abreißen und an ihrer Stelle anno 1700 ein neues Gebäude errichten, daß die Bezeichnung Casteel erhielt. Seine Söhne erbauten 1733 den mächtigen Torbau und gaben dem Casteel den Namen „Schloß Thor“.
Dr. Friedrich Lamberz aus Aachen ließ im 19. Jahrhundert den Schloßturm erhöhen und setzte auf den Torbau die Wetterfahne mit den Initialen D.L. Nach dem 2. Weltkrieg eröffnete Friedrich Lamberz dort ein Hotel und Pension für Feriengäste mit dem Namen „Chateau Thor“.
(A.d.R.) Bis 1996 kehrten die Schützen alljährlich nach dem Vogelschuß zu einem Umtrunk im Chateau Thor ein, wo sie von ihrem Schützenbruder und Besitzer Emil Lamberz herzlich willkommen geheissen wurden.
Chateau Thor im Jahre 1908
Chateau Thor mit seiner Parkanlage im Jahre 1950
Seit 1478 bildet das Landgut ein eigenes Lehn, genannt von Panhaus. Nach mehreren Besitzern erwarb die Familie Hick-Rox 1920 von Richard Fleischer den Gutshof.
Der frühere „Panhaus“ oder Speerhof oder Landeskroner Hof, heute „Asteneter-Hof“ genannte Besitz, hat nichts von seinen alten Baulichkeiten bewahrt. Ein ausgedehnter Weiher, der sich im Nordosten zwischen Hof und einem Pfad befand, ist im vorigen Jahrhundert zugeschüttet worden.
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts besaß die Familie Weins in Astenet einen Gutshof, den er 1435 an Ulrich von Kettenis verkaufte. Anläßlich der Teilung im Jahre 1457 fiel das in Astenet gelegene Gut an Gudula Crümmel. Durch die Ehe ihrer Tochter mit dem Besitzer von Mützhagen, Wilhelm van de Sand, wurde der Hof nun „Mützhagenerhof“, später „Mützhof“ genannt (1485). Um 1661 wurden die Wirtschaftsgebäude neu hergestellt.
Durch Heirat am 25.02.1683 wurde Johann Heyendal Besitzer von Mützhof. Die Familie Heyendal war wohl die bekannteste und berühmteste Familie, die je in Astenet gewohnt hat. Die männliche Linie der Heyendal von Astenet erlosch am 11.10.1719.
Die Wirtschaftsgebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert. 1872 brannten sie vollständig nieder. Im 19. Jahrhundert wurde das Herrenhaus angebaut. Auf der Südseite befindet sich ein alter Park mit zum Teil Jahrhunderte alten Bäumen. In einem Keilstein des Gartentores befinden sich ein Wappen mit Kugelkreuz und die Jahreszahl 1661. Alfons Pesch kaufte das Gut 1928.
(Die heutigen Besitzer, Familie Langohr-Pesch, betrieben im Herrenhaus, von 1952 bis 1959 eine Gaststätte mit Fremdenpension, die von den Asteneter Kurgästen gerne besucht wurde. (A.d.R.)
Mützhof - Der alte Park mit Blick auf das Herrenhaus
Im August 1834 (sechs Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahn in England) plante man bereits den Antwerpener Hafen mit der alten Handelsstadt Köln zu verbinden. Endlich konnte nach jahrelanger Verzögerung am 01.04.1838 mit dem Bau der Strecke begonnen werden. Am 15.10.1843 wurde die Strecke feierlich in Betrieb genommen.
Durch seine zentrale Lage bekam Astenet auch eine Bahnstation. Sehr rege war der Bahnhofsbetrieb vor allem ab 1845. Die Leute der anliegenden Ortschaften bestiegen nun hier den Zug um nach Aachen oder Eupen und Verviers zu fahren. Da der Fahrpreis niedrig war benutzen viele Arbeiter den Zug um bequem ihre Arbeitsstelle in Aachen zu erreichen. Die Bauern brachten in großen Körben ihre in Aachen sehr begehrte Butter leicht zum Aachener Bahnhof.
Der Bahnhof mußte bald vergrößert werden. Ein Wartesaal 1. und 2. Klasse mit Restaurant wurde im alten Teil des Bahnhofs eingerichtet. Die Bedeutung des Bahnhofes geht aus einer statistischen Erhebung aus den Jahren 1859-1861 hervor. Demnach zählte Astenet für die angegebene Zeit 52.397 ankommende und 46.097 abfahrende Personen. Auch der Güterverkehr brachte großen Aufschwung in unsere kleine Ortschaft. Durch den Ausbau der Verkehrswege zu den anliegenden Orten wurde der Bahnhof schnell erreicht. Waren aller Art und Viehfutter kamen hier an oder wurden verschickt. Das Vieh wurde hier verladen um die Schlachthöfe in Aachen und Köln zu beliefern. Die Post wurde nach Astenet verlegt. Täglich fuhr eine Postkutsche vom Bahnhof nach Kelmis (Preußisch –Moresnet). Viele neue Arbeitsstellen bot der neue Bahnhof und rund um die Station florierten die Gasthöfe.
Ab 1930 verdrängten die immer zahlreicher werdenden internationalen D-Züge die langsamen Personenzüge. Bereits seit dem 1. Juni 1894 durchfuhren berühmte transkontinentale Luxuszüge unseren Ort. Kaiser, Könige, Fürsten und viele hohe Persönlichkeiten ergötzten sich an unsere schöne Gegend.
Eine totale Stillegung erfuhr der Bahnhof vom 10 Mai 1940 bis November 1940 nach der Sprengung der Hammerbrücke. Während des 2. Weltkrieges benutzten sehr viele Aachener den Zug um in unserer Gegend Schutz gegen die nächtlichen Bombenangriffe zu suchen. Der letzte deutsche Zug verließ unseren Bahnhof am 9. September 1944 um 20.00 Uhr in Richtung Aachen.
Der Verkehr ruhte nun wieder bis zum 07.01.1946. Mit einem Schienenbus wurde der Personenverkehr Herbesthal – Astenet – Hergenrath wieder aufgenommen. Auch der Güterverkehr verzeichnete wieder einen Aufschwung.
Der Personen und Güterverkehr verlagerte sich in den fünfziger Jahren immer mehr von der Schiene auf die Straße und 1957 kam das Ende des Bahnhofs. Die Eisenbahngesellschaft vermietete das Bahnhofsgebäude zu Wohnzwecken. Ende Dezember 1974 zogen die letzten Mieter aus. Mit viel Wehmut sahen die Asteneter, daß man am 01.02.1975 damit begann den Bahnhof abzureißen.
(Über 100 Jahre war unser Ort voller Leben und nur die älteren Mitbürger konnten noch von den Geschehnissen aus der Glanzzeit unseres Bahnhofs berichten. (A.d.R.)
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Quellenverzeichnis:
- A. Bertha „Im Göhltal“ Nr. 18 + 42
- W. Timmermann „Im Göhltal“ Nr. 53
- Wochenend-GE-Magazin vom 02. und 09.04.2011 - Leo Kever
- 150 Jahre internationaler Eisenbahnverkehr 1843 - 1993
- Weitere Infos zum Chateau-Thor finden Sie unter nachstehendem Link: http://www.trois-frontieres.be/D/chat_thor.php
Bahnübergang Anfang der sechsziger Jahre
In der rund 400 Einwohner zählenden Ortschaft Astenet liegt auf einer Anhöhe, umrahmt von Wiesen mit saftigem Gras, ein ziemlich großer Gebäudekomplex mit Namen KATHARINENSTIFT, der auch heute noch von der Asteneter Bevölkerung vielfach, genau wie früher, »Kloster« genannt wird.
Kirchlich gehört Astenet zur Pfarre Walhorn, seit der Zusammenlegung der Gemeinden vor einigen Jahren sind die Einwohner jedoch Bürger der Großgemeinde Lontzen geworden.
Von der Bergstraße und dem Königsweg aus ist die Hinteransicht vom Stift auf der Anhöhe sehr gut sichtbar; von Walhorn oder Astenet aus erblickt man nur den Turm der Kapelle und einen Teil des Gebäudes.
Wenn man sich aber von »Neuhaus« über die Hochstraße nach Astenet begibt, ist das Stift rechter Hand zu sehen.
Biegt man gegenüber dem Mützhof von der Hochstraße in die Nierstraße ein, so befindet man sich gleich im eigentlichen Ortskern Astenets. Chateau Thor, früher Besitz der Familie Heyendal und später von den Nachkommen der Heyendals (Fam. Lamberz) als Hotel geführt, liegt zur Linken; das kleine Johanneskapellchen zur Rechten.
Uns entgegen kommt der sogenannte Groetbach, der in der Nähe der Walhorner Molkerei entspringt und von Astenet aus in Richtung Lontzen fließt, wo er dann Lontzener Bach genannt wird. In Neu-Moresnet fließt dieser Bach in die Göhl. Er ist vielfach auch als Hornbach oder Hohnbach bekannt.
Folgen wir der Nierstraße. Eine kleine Brücke führt nach etwa 150 m über den Groetbach zu einem großen landwirtschaftlichen Anwesen, dem sog. Reule(n)haus (17. Jh.); an der Ecke die »alte Schmiede« mit Fachwerk und der Jahreszahl 1585 im Türsturz.
Rund 50 m weiter liegt das Gut »Stump«, erb. 1695. (Heute im Besitz der Fam. Goor). Es folgt als letzter Hof an der Nierstraße das sog. Panhaus, auch Asteneter Hof genannt, ursprünglich wohl das Brauhaus des Herren von Astenet, heute im Besitz der Fam. Hick. (Pan = Pfanne = Braukessel, vgl. Pannes v. Pan-Haus in Hergenrath).
Zur Rechten haben wir nun die ausgedehnte Parkanlage des Katharinenstifts, (Kloster) zu dem ein befestigter Weg, die »Stiftstraße«, führt.
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Quellenverzeichnis: Peter Zimmer aus der Festschrift 100 Jahre Katharinenstift (1889-1989)
Luftaufnahme mit Blick auf das Areal der VoG Katharinenstift nach dem Umbau im Jahe 1996
Astenet Ende des 19. Jahrhunderts
Das ehemalige Bauernhaus Schaaps, restauriert Anfang der achtziger Jahre durch Familie Casper
Die alte Asteneter Getreidemühle der Familie Lamberz, die bis 1947 noch in Betrieb war
Die alte Mühle wurde teilweise abgerissen und durch das Wohnhaus der Familie Heuschen ergänzt
Blick auf das Chateau Thor und die Johanneskapelle vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts
Astenet Anfang der fünfziger Jahre mit Blick auf das Chateau-Thor und die Johanneskapelle
Gemälde mit Blick auf Chateau-Thor und Jahnneskapelle
Kloster - Vorderseite mit Park
Kloster - Vorderseite
Klosterkapelle
Kloster mit Blick auf den Wasserturm
Kloster - Hinterseite
Kloster - Innenhof
Kloster - Aufenthaltsraum im Jahre 1931
Kloster - Küche
Kloster - Schlafsaal der Kinder
Kloster - Kuhstall